
Jeder Meter im Training
für diesen einen Moment
Gute zwei Wochen ist es jetzt her,dass Susi und ich den HAJ Marathon in Hannover gelaufen sind. Nach den Eindrücken von Susi, will ich Euch meine persönlichen Momente und Highlights des Marathons nicht vorenthalten.
Ein langes Training mit Höhen und Tiefen lag hinter mir, ich habe endlose Kilometer in der bitteren Kälte und im warmen, verschwitzten Fitnessstudio auf dem Laufband abgespult und das alles nur für diesen einen Tag.
Ob es sich gelohnt hat oder ob alles umsonst war, das sollte ich 42,195 km später erfahren.
Wie du im ersten Bericht sicherlich gelesen hast, fing für uns der Tag sehr früh ein. Anders als bei Susi, bestand mein Frühstück ausschließlich aus Nüssen, Bananen, einem Starter-Getränk und einem Powerbar-Riegel. Es mag doof klingen, aber meine größte Angst beim Marathon war der Gang aufs Klo. Was passiert wenn ich auf einmal muss? Schaffe ich es zu unterdrücken? Find ich ein Dixi? Komme ich dann auch wieder in den Rhythmus? Diese Fragen kreisten mir durch den Kopf. Aber zum Glück war die ganze Angst umsonst, denn der Darm hielt.
Auch ich als Marathon-Debütant musste im Block D starten. Zusammen mit Susi ging es also auf die Strecke. Meine erhoffte Zielzeit lag bei 03:15 h. Die ersten Kilometer war ich schnell, sogar sehr schnell. Bei der 10km-Marke zeigte die Uhr 00:40:25 h an und ich fühlte mich in diesem Moment noch sehr frisch und konnte das Tempo locker halten. Das erste Energy-Gel kam bei Kilometer 14 zum Einsatz, es lief also alles nach Plan. Naja fast alles…
Bei diesem Streckenabschnitt wartete unser persönlicher Fotograf (mein Dad) für tolle Bilder. Susi machte da eine tolle Figur, ich hingegen war genau in diesem Moment am „essen”. Mist – das hatte mich die nächsten Meter schon gewurmt.
In diesem Drittel des Marathons hatte ich sogar einen Laufpartner mit der gleichen Pace gefunden. Mit ihm bin ich bis kurz vor Schluss zusammen gelaufen. Meine Halbmarathonzeit lag bei 01:25:35 h, alles deutete auf eine Zeit von ca. drei Stunden hin. “Geil”, dachte ich mir zu diesem Zeitpunkt, doch die zweite Hälfte lag noch vor mir.
“Der Marathon beginnt erst ab Kilometer 32.“
Wie oft ich diesen Satz gehört und gelesen habe – und nun musste ich feststellen, dass dieser Spruch absolut wahr ist. Die letzten 10 km spürte ich jedes Wehwehchen. Auf einmal zwickte die Hüfte, das Knie wirkte instabil und der Schmerz im Rücken meldete sich wieder zu Wort. Auch die fleißigen Waden wollten beim Thema „Wie ärgere ich Dennis auf den letzten Kilometern am besten?“ ein Wörtchen mitreden. Jeder Schritt tat zunehmend weh und der Körper fing an zu schwächeln. Bin ich das Rennen doch zu schnell angegangen? Werde ich für meine Naivität bestraft? Sagen wir mal so, ich bin mit einem blauen Auge davongekommen. Dennoch waren die letzten 2 km die längsten im meinen Leben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Herrenhäuser Gärten gehasst. Mit Abstand betrachtet sind die Gärten sicher ein schönes Pflaster im Zentrum Hannovers, aber nicht bei einem Marathon. Obwohl ich da noch eine Pace von ca. 04:40 min/km lief, hatte ich das Gefühl auf der Stelle zu treten. Hinzu kam noch, dass die ganzen Halbmarathonis förmlich an mir “vorbeirasten“. Demotivation pur auf den letzten Kilometern. Ab hier hieß es nur noch: „Augen zu und durch, du hast es bald geschafft.”Aber leider wurde mir auch bewusst, dass ein Marathon nicht nur 42 km lang ist, sondern 42,195 km. Klingt jetzt vielleicht bisschen albern, weil es ja auf diese 200 Meter nicht mehr ankommt, aber an diesem Punkt zählt eben jeder Meter bis zum Ziel.
Die letzte Kurve
und der Blick auf die Uhr
Es tat weh, sowas von weh – die Anstrengung war auch mir ins Gesicht geschrieben, doch als ich unsere Familien und die Zieluhr mit einer Zeit unter 3 Stunden sah, war mir alles egal und ich konnte noch einmal meine Kräfte sammeln. Ein Schlusssprint war zwar nicht drin, aber eine Art Motivationsschub brachte mich noch über die letzten Meter. Mein Zieleinlauf war zwar unspektakulär und nach meinem Finischer-Video zu urteilen, war ich auch noch kurz danach ein bisschen verwirrt. Das hin- und herschwanken machte keinen souveränen Eindruck. Aber wie auch, bei diesem Gefühlschaos. Ich kann es leider nicht in Worte fassen, aber es war von allem ein bisschen dabei: Erleichterung, Freude, Stolz, Wehmut, mit Susi mitfiebern und und und. Ich glaube, wenn ich jetzt so zurückdenke, hatte ich auch ein bis zwei Tränen in den Augen. Einfach unbeschreiblich und zum Nachahmen empfohlen.
Ein Muss für jeden Läufer. Ich hatte meine persönlichen Ziele erreicht und mit Abstand sogar übertroffen. Mit einer Zeit von 02:56:01 h durfte ich mich feiern lassen.
Wie Susi so schön sagte: „Der Schmerz geht, aber der Stolz bleibt.“ Auch ich möchte mich bedanken. Danke allen Helfern für das tolle Umfeld und der tollen Versorgung. Danke an alle Zuschauer, Fans und vor allem an unsere Familien für die grandiose Unterstützung. Und Danke Hannover für die tolle Strecke und das tolle Erlebnis.
Wir sehen uns wieder, dass verspreche ich DIR.

„Du schöne Domstadt, sehen wir uns im Herbst?“
In diesem Sinne
Live.Love.Run
Kommentare (6)
Der erste Marathon und dann gleich Sub 3? Alter – wie bist du denn gestrickt? Habt ihr was Besonderes im Trinkwasser? Reeespekt!
Wieselflink 🙂
Wow echt der Wahnsinn! Respekt!
Vielen Dank Lisa!
Sehr cool 🙂 Herzlichen Glückwunsch! LG Franzi
Danke, liebe Franzi 🙂