Wir alle sehen sie noch vor uns, die Bilder auf RTL vom Bierkönig, vom Eimersaufen und von halbnackten Menschen, die zu Mickie Krause’s “Zehn nackte Frisöse” auf den Tischen tanzen.
Mallorca. Das 17. Bundesland. Hierher kommen nur die, die sich für eine Woche abschießen wollen –
getreu dem Motto: Malle ist nur einmal im Jahr.
Und dann gibt es noch diese andere Seite.
Blaues Meer, wunderschöne Strände, eine einzigartige Landschaft und Orte fernab von Sangria und St. Miguel.
Fährt man über diese sehenswerte Mittelmeerinsel, dann kommt man an Städten wie Alcúida, Selva oder Manacor vorbei. Mallorca hat viel zu bieten und ist nicht nur interessant für Pauschaltouristen sondern im Moment vor allem bei Sportlern sehr beliebt. Egal ob zum Wandern, zum Schwimmen und Tauchen oder zum Rennrad fahren – hier trainiert man einfach in einer anderen Atmosphäre.
So wundert es nicht, dass auch wir Läufer uns auf die Balearen-Insel verirren.
Ich hatte die einmalige Gelegenheit zusammen mit vier anderen Laufverrückten Mädels ein Wochenende in Palma de Mallorca zu verbringen und dort am 261 Women’s Marathon teilzunehmen.
Eine Gelegenheit wo ich natürlich nicht nein sage!
Eine E-Mail,
eine Anfrage, eine Antwort!
Als ich Ende des Jahres von meiner lieben Blogger- und Designerkollegin Mandy von Go Girl! Run! diese eine
E-Mail bekam, mit der Frage ob ich Lust auf ein Wochenende in Palma hätte, gab es für mich nur eine Antwort:
JA! und nochmal JA!
Auch wenn dies gleichzeitig für mich hieß, dass ich beim diesjährigen Hannover Marathon nicht an den Start gehen konnte, wollte ich mir diese Chance nicht entgehen lassen.
Das Wochenende vom 09. April war also geblockt! Susi goes Mallorca!
Palma de Mallorca –
so sauber und gemütlich!
Meine Reise begann am 09. April am Hannover Airport. Zusammen mit Kristin von Eat Train Love ging unser Flieger am Vormittag in Richtung Mallorca.
Mein Gott war ich nervös. Nicht nur wegen dem Fliegen, sondern vor allen Dingen wegen dem Wochenende was uns bevor stand. Dank eines sehr guten Programmablaufes wussten wir, wann wir wo sein müssen und was uns alles erwarten wird.
Unser Hotel war das Hotel Meliá Papas Atenea, welches direkt am Hafen liegt mit einer phänomenalen Aussicht auf das Mittelmeer.
Auch mit der Gefahr, dass ich mich jetzt sehr unbeliebt mache, angesichts des doch etwas nasskalten Deutschlandwetters, hier die Aussicht aus meinem Zimmer.
Toll oder? Schööööön. Einfach grandios. Na, schon Fernweh?
Im Hotel traf ich dann zum ersten Mal in “real life” auf die Organisatorin dieser Reise: Mandy!
Es war als würden wir uns schon Jahre kennen. Ok, das tun wir tatsächlich auch aber life und in Farbe haben wir uns noch nie getroffen. Auch Manu von Laufwelt und André waren bereits da und genossen die freien Minuten am Pool.
Viel Zeit zum entspannen blieb uns nicht, denn wir mussten schon zum ersten Treffpunkt am Rathaus, welches direkt am Plaça de Cort liegt. Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert besitzt genau wie die restliche Innenstadt einen speziellen Charme und lädt zum Verweilen ein.
Dort trafen wir noch auf die fünfte im Bunde – Nina. Nina arbeitet für das Spiridon Lauf-Magazin und begleitete uns auf unserer Reise.
Knappe zwei Stunden ging die Stadtführung – vorbei an wunderschönen Innenhöfen, Geschäften, Eisdielen und historischen Gebäuden.
Zum Abschluss dieser Tour gingen wir im Restaurant Bon Lloc essen. Das erste vegetarische Restaurant auf Mallorca, welches auch vegane Speise anbietet, war restlos voll und das zu Recht! In spanischer Manier bekamen wir das Essen auf gemeinsamen Tellern gereicht, wovon sich jeder bedienen konnte. Begonnen mit der Vorspeise, bis zur schmackhaften Hauptspeise, war das Dessert mein absolutes Highlight! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so etwas unglaublich leckeres gegessen. Diese Vielfalt allein schon beim Dessert bekommt von mir 20 von 10 Punkten.
Wer genug Zeit mitbringt, der ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben. Denn typisch für Spanien ist, dass erst relativ spät am Abend (gegen 21 Uhr) gegessen wird. Demnach machen auch die Restaurants erst später auf. Hier genießt man noch das Essen und anders als in Deutschland wird hier Häppchenweise serviert. Ein Besuch beim Bon Lloc kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen, vor allem wenn ihr noch den ein oder anderen vom veganen Essen überzeugen müsst!
Ich träume noch heute vom Dessert und der “Chocolate bomb mit citronella ice cream”!
261 Women’s Marathon
und der Kampf meines Lebens
Die Überschrift klingt jetzt vielleicht ein wenig dramatisch, aber für mich war dieser Halbmarathon der schwerste und anstrengendste meines Lebens.
Aber fangen wir von vorne an!
Die Nacht von Samstag auf Sonntag war kurz aber intensiv. Völlig fertig vom Vortrag und den ganzen Eindrücken, schlief ich wie ein Stein und das war auch wichtig. Denn schon um 9 Uhr ging für mich der Lauf los.
Und wie es immer so ist, hat man vom üppigen Frühstücksbuffet nicht viel, wenn man nur kurze Zeit später im Startbereich stehen muss. Am Schokokuchen, Sekt und den Donuts musste ich also traurig vorbeigehen, immer mit dem Gedanken, dass ich am nächsten Morgen das dreifache Schnabulieren werde.
Mit Müsli, Obst und Schokolade im Magen machte ich mich gegen 8 Uhr auf zum Startbereich. Dieser befand sich in unmittelbarer Nähe der Kathedrale La Seu von Palma de Mallorca.
Das Wetter war schon wie am Vortag einfach nur Hammer! Blauer Himmel, Sonne satt und Temperaturen von bis zu 25 Grad sollten uns erwarten. Für einen Halbmarathon oder gar einen Marathon natürlich viel zu heiß aber damit muss man rechnen, wenn man auf Mallorca ist.
Nina vom Spiridon Lauf-Magazin begleitete mich zum Start, denn die anderen “chicas” mussten erst um 12 Uhr für den 10 km-Lauf ran.
Ich konnte mir also schon einen ganz guten Überblick verschaffen und machte mich mit der Strecke vertraut.
Gut, dass ich erst kurz vorher erfahren habe, dass ich zwei Runden laufen muss…
Hier werde ich keine Bestzeit laufen
Diesen Spruch mussten sich die Mädels schon ein paar mal anhören, denn nicht nur der Flug sondern auch die Tage davor hingen mit noch gut in den Knochen. Dazu kamen die extremen Temperaturen, die ich einfach noch nicht gewöhnt bin.
Pünktlich um 9 Uhr fiel der Startschuss für den 261 Women‘s Marathon. Extakt 200 Läuferinnen gingen über die halbe Marathondistanz an den Start und lediglich 85 Frauen wagten die vollen 42,195 km.
Du kannst dir jetzt sicher denken, dass bei 285 Läuferinnen das Feld recht überschaubar war.
Das heißt, dass ich weite Teile der Strecke alleine unterwegs war.
Gleich zu Beginn gab ich ordentlich Gas, denn diesmal fiel es mir extrem schwer, das richtige Tempo zu finden und zu halten. Bis Kilometer 16 war ich auf Bestzeit-Kurs und befand mich bei einer Zeit von 01:43 h. Nur wusste ich auch, dass ich das Tempo noch weitere 5 lange Kilometer halten muss.
Die Strecke ist natürlich ein absoluter Traum, denn wann hat man schonmal die Möglichkeit am Mittelmeer zu laufen, entlang am Hafen und vorbei an einer der schönsten Kathedralen?!
Ich nahm wie in jedem Wettkampf die Verpflegungspunkte mit – vor allem Wasser war mein Lebensretter.
Nicht, weil es mich vor dem Vertrocknen gerettet sondern weil es mich vor einem möglichen Hitzeschlag bewahrt hat.
Bei diesem Lauf hatte ich besonders zu kämpfen, vor allem mit meinem inneren Schweinehund. Ich war einige Male kurz davor stehen zu bleiben und meine Zeit über Bord zu werfen. Doch irgendwie hab ich es immer wieder geschafft mich zusammenzureißen und weiterzulaufen.
Bis zu Kilometer 19. Da passierte das, was ich wirklich niemals nie erleben wollte – ich blieb stehen.
Wie angewurzelt blieb ich stehen und schnappte hektisch nach Luft. Es ging einfach nix mehr und ich wollte schon aufgeben. Doch meine innere Stimme sagte mir, dass es ja „nur“ noch 2 Kilometer sind.
Also raffte ich mich auf und biss noch einmal die Zähne zusammen. Das hat genau bis zu Kilometer 20,5 geklappt – dann passierte es schon wieder. Ich blieb stehen, ging in die Hocke und wollte keinen Meter weiter.
600 Meter vor dem Ziel aufgeben? Das wäre ja die Peinlichkeit des Jahrhunderts!
Wie rechtfertigt man denn das bitte? 600 Meter könnte man sogar noch gehen…
Also mobilisierte ich all meine Kräfte und kämpfte mich in Richtung Ziel. Es war nur noch eine Kurve und ein pinker Teppich! Dann konnte ich die Zeit sehen: 01:46 irgendwas…
Mein einziger Gedanke war, dass ich es mal wieder nicht geschafft habe und ich wieder an den 01:45 gescheitert bin! Doch gleichzeitig bekam ich auch das Gefühl, dass diese Zeit völlig Ok für diese Verhältnisse ist.
Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!
Anfeuern der 10 km Läuferinnen!
Völlig erschöpft und komplett ausgetrocknet, fiel ich über die Verpflegung im Ziel her. Neben Wasser, Cola und Powerade gab es frisches Obst wie Orangen und Bananen sowie Salzgebäck.
Leider gab es bei diesem Rennen keine klassische Medaille sondern eine kleine Kette und eine Blume.
Nachdem ich mich akklimatisiert hatte, ging es auch schon ratzfatz weiter im Programm, denn um 12 Uhr startete der Hauptlauf über die 10 km.
Es blieb keine Zeit zum Durchatmen, denn die Mädels mussten natürlich kräftig angefeuert werden.
Ich war froh, dass ich es schon hinter mir hatte und einfach nur die Stimmung genießen konnte.
Am Ende schafften es alle über ihren Erwartungen zu bleiben und konnten somit den Lauf erfolgreich beenden.
Wer läuft
darf auch E-bike fahren!
Der Sonntag war natürlich vom 261 Women’s Marathon geprägt. Zum Glück hatten wir den Rest des Tages frei und konnten ein wenig entspannen und die Sonne genießen.
Am Abend durften wir dann noch einmal in den Genuss spanischer Tapas im Restaurant des Hotel Cort kommen. Wow! Mal wieder ein hervorragendes Abendessen mit sehr gutem Weißwein.
Man gönnt sich ja sonst nichts! Wer seine Turnschuhe mal gegen ein paar “Ausgeh-Schuhe” eintauschen will und exklusiv essen möchte, der ist hier genau richtig. Sehr guter und schneller Service – sogar auf unsere “Extrawürste” wurde eingegangen und das zu erst sehr fischlastige Menü wurde auf ein vegetarisches geändert.
Am letzten Tag unserer Reise ging es sportlich weiter. Nachdem wir das Frühstücksbuffet im Hotel so richtig ausgenutzt haben und mit Sekt unseren erfolgreichen Lauf begossen haben, ging es zur Stadtführung via E-bike bis zum Castell Bellver.
Bist du schonmal E-bike gefahren? Ich war anfänglich etwas skeptisch, da ich immer nur Rentner auf diesen Dingern gesehen habe und mich fragte, wo da der sportliche Gedanke bleibt?!
Aber ich bin ehrlich – nach einem Halbmarathon und etlichen zusätzlichen Kilometern zu Fuß, hatte ich auch keine Lust mehr mich die Berge hochzuquälen.
Unser erster Stopp war beim Es Baluard, dem Museum für Moderne Kunst. Dort bekamen wir eine private Führung inklusive dem schönsten, besten und geilsten Ausblick über Palma den man sich nur vorstellen kann.
Ich muss sagen, dass mir der Blick besser gefiel als die Kunst, wo selbst ich mich als Kursinteressierte manchmal fragen musste: Ist das Kunst oder kann das weg? Aber mach dir doch selbst ein Bild davon und schau am besten mal vorbei, wenn du in der Stadt bist.
Mit dem motorisierten Fahrrad ging es dann bergauf in Richtung Castell Bellver, wo wir das Bike auf seine Spitzenleistung testeten. Mit knappen 25 km/h berghoch holten wir alles aus diesen Dingern heraus.
Oben angekommen konnten wir nochmal einen G-I-G-A-N-T-I-S-C-H-E-N Blick über Palma werfen!
Bei 28 Grad in der Sonne, Rückenwind bei der Talabfahrt und knurrenden Mägen, ging es dann zur Tapasverkostung auf einem typisch mallorquinischen Markt – dem Santa Catalina.
Nach unserer geführten E-bike Tour ging es zurück ins Hotel, wo wir uns anschließend schon auf den Weg zum Flughafen machen mussten.
Keiner wollte, aber jeder musste! Zurück ins kühle Deutschland ohne Palmen, Sonne und Mittelmeer vor der Tür.
Was bleibt und was kommt?
Das Wochenende hat mir auf jeden Fall eine Menge Spaß bereitet – mit Eindrücken und Ideen, die ich sammeln konnte. Außerdem habe ich wieder neue, liebe Menschen kennengelernt, die die gleiche Leidenschaft wie ich teilen!
Ich habe mir zum ersten Mal einen Frauenlauf angesehen und habe selbst teilgenommen, um mir ein Bild darüber zu machen. Nein, nicht alle Frauen tragen pink. Und nein, nicht alle lassen sich vorher die Nägel machen.
Mir gefällt besonders der Gedanke dieses Laufes und das wir doch am Ende des Tages alle nur das gleiche wollen: Laufen und Spaß haben. Das man auch den ein oder anderen Mann auf der Strecke gesehen hat, hat die Veranstaltung gleich noch sympathischer gemacht.
Für die Zukunft nehme ich mir vor, den ein oder anderen weiteren Lauf im Ausland zu bestreiten und Mallorca steht dabei sehr hoch im Kurs.
Ich habe eben mal geschaut, im Oktober ist der Mallorca Marathon…
Diese Reise nach Palma de Mallorca wurde von der Fundación Turismo Palma de Mallorca 365 und Travel Bloggers United unterstützt. Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis auf Mallorca!
Bist du auch schon im Ausland gelaufen? Wenn ja, welche Ziele legst du uns besonders ans Herz und welcher Lauf ist besonders empfehlenswert?
Kommentare (3)
Wow, da wird man ja glatt neidisch! Sehr tolle Eindrücke!
Und für die Verhältnisse ist die Zeit ja echt super!
Liebste Grüße,
Susi
Ein schöner Post voller Erinnerungen! Und neben unseren ganzen tollen Selfies ist das Bild von der leuchtenden Kathedrale ja wohl der Oberhammer! Unglaublich schön!
Liebste Grüße von der Kristin