Die Zeit

Mein größter Feind: die Zeit

“Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.”
Lucius Annaeus Seneca

Auf dieses Zitat bin ich gestoßen, als ich diesen Beitrag hier verfasst habe. Dauernd beschweren wir uns das wir keine Zeit haben, aber wie viel Zeit nutzen wir wirklich effektiv? Rückblickend auf meine dritte Vorbereitungswoche muss ich mir selbst eingestehen, dass ich meine Zeit nicht sinnvoll genutzt habe. Stattdessen habe ich mich heute über die fehlenden Läufe beschwert, das ich nun im Trainingsrückstand bin und das eh alles doof ist.

Du kannst es nicht ändern. Hör auf zu heulen!

Manchmal müssen wir uns an die Gegebenheiten anpassen. Im Leben eines Otto Normalverbrauchers steht nun mal der Job an erster Stelle. Fast 80% des Tages verbringen wir auf Arbeit, die restliche Zeit sind wir damit beschäftigt unser Leben zu organisieren – einkaufen, Wäsche waschen, sauber machen, Bankgeschäfte erledigen. Das ist die Basis. Auf dieser Basis baut dann die zweite, soziale Ebene auf. Mit dem Partner Zeit verbringen, Freunde treffen, Familie besuchen. Die dritte und letzte Ebene, quasi die Spitze der Pyramide, sind persönliche “Vorlieben”. Hobbies, Zeit für sich selbst, eigene Projekte. Möchte man also die ganze Pyramide unter einen Hut bekommen, braucht man entweder einen riesigen Hut (z.B. den vom kleinen Prinz) oder man muss die Pyramide verkleinern. Da man auf Arbeit gehen und dem Grundbedürfnis der Nahrungsaufnahme nachkommen muss, macht man Abstriche auf der sozialen und persönlichen Ebene. Weil aber niemand auf Dauer alleine sein will und komplett isoliert leben möchte, verzichtet man in den meisten Fällen auf seine eigenen Vorlieben und stellt die Wünsche hinten an. Das ist toll für die anderen, aber für einen selbst kann es schwierig werden.

Warum das ganze Geschwafel?

Ich konnte letzte Woche nur zwei Mal trainieren. Das behaupte ich zumindest. Mein Terminkalender ist vollgepresst. Das sieht zumindest so aus. Ich bin viel beschäftigt. Das denke ich. Fakt ist, dass ich letzte Woche meiner zweiten Ebene (die soziale) dem Vorrang gegeben habe. Jeder der schon einmal auf etwas hingearbeitet hat, weiß das es regelmäßig viel Zeit beansprucht. Bei mir ist das Laufen mittlerweile in den Tagesablauf integriert. Nach der Arbeit geht es rein in die Laufschuhe und raus in die Natur. Wenn mich jemand fragt, ob ich Montag mit ihm/ihr in die Stadt möchte, sage ich: “Nein. Ich habe keine Zeit.” Das gleiche passiert dann noch einmal mittwochs, samstags und sonntags. Die Leute müssen denken ich kann sie nicht leiden. Ich gebe ehrlich zu, das man dadurch tatsächlich seine sozialen Kontakte vernachlässigt und sich auch das ein oder andere Event entgehen lässt. Und das alles für ein Ziel. Mein Ziel ist im Moment der Marathon in Hannover im April 2015. Dafür bleibe ich am Ball, dafür nehme ich einen 12 – 15 Stunden Tag in Kauf. Denn Laufen ist zwar mein Hobby und gehört somit zu Ebene 3, aber mittlerweile schleicht es sich langsam in Ebene 1. Die Grenzen zwischen Hobby und Pflicht können hier sehr schnell verschwimmen. Und wenn es dann kein Hobby mehr ist, dann wird es zu einem “Muss”. Ein “Muss” was uns irgendwann genauso nervt wie unser Job. Läuft da nicht etwas falsch?

2 Stunden Training sind wie 10 Minuten Schlaf

Mein Trainingsbericht fällt diesmal in der Tat sehr kurz aus. Keine besonderes Vorkommnisse, keine neuen Hammerzeiten auf der Pulsuhr, keine neuen Strecken entdeckt, keine Verletzungen, keine Fortschritte, aber auch keine Rückschritte. Man könnte sagen: es stagniert. Allerdings heißt Woche 3 immer noch das ich ganz am Anfang stehe und das ich mir so eine Bummel-Woche erlauben kann. Ich sollte kein schlechtes Gewissen haben, dass ich ausnahmsweise mal mehr Zeit mit meiner Familie, als mit dem Sport oder der Arbeit verbracht habe. Immerhin braucht man diesen Abstand und diese Auszeit ab und zu. Bewegt man sich sonst nicht wie ein Hamster im Hamsterrad? Vergisst man dann nicht, das es auch noch andere wichtige Dinge gibt?
Ja, die Woche war Trainingstechnisch gesehen für den Arsch (aber natürlich für den Knackarsch). Viele Kilometer habe ich nicht gemacht, dafür habe ich soziale Kontakte gepflegt und andere sehr wichtige Dinge gemacht, wie z.B. auf den Weihnachtsmarkt gehen und Geburtstag gefeiert. Immerhin ist gerade die Vorweihnachtszeit im vollen Gange und soll diese Zeit nicht die besinnlichste sein? Ich habe mich also auf andere Werte besonnen und Pulswerte, Pace-Zeiten und Kilometer-Marken nach hinten geschoben.

2 Kilo nach 3 Wochen

Ok, ich habe mir meine Zeit vielleicht nicht gut genug eingeteilt, aber es gibt dennoch einen kleinen Erfolg zu verbuchen. Nach 3 Wochen habe ich mich das erste Mal wieder gewogen und stolze 2 Kilo verloren. Vielleicht liegt es an meinem Ernährungsplan den ich versuche zu halten. Oder es liegt an den längeren Läufen im GA1-Bereich.
Vielleicht ist es aber auch der Stress der mich zur Zeit bis in die Nacht begleitet. Egal, es gibt scheinbar einen Mini-Erfolg. Denn wie man ja weiß, schenkt uns jedes Kilo weniger auf den Rippen mehr Power und Schnelligkeit im Wettkampf. Ich kann also doch ganz zufrieden sein. Jetzt heißt es nur: Bleib standhaft bei den vielen Weihnachtsleckereien, denn du hast immer noch ein Ziel. Und an diesem Ziel arbeite ich die nächsten Wochen weiter. Es bleibt auf jeden Fall spannend wie sich der Trainings- und vor allem der Ernährungsplan in die Weihnachtszeit integrieren lässt.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine ruhige und besinnliche Vorweihnachtszeit. Verfolge weiterhin deine Ziele, aber tu dir auch mal was Gutes. Was du auch machst, sei glücklich dabei und nutze die Zeit sinnvoll. Wir wissen alle nicht wie viel wir davon haben.

HO HO HO

Du willst wissen wie meine ersten Wochen waren? Dann schau mal bei Woche 1 und Woche 2 vorbei!


 

Jetzt bist du gefragt! Wie kommst du in der Weihnachtszeit mit deinem Trainingsplan voran? Legst du für den Monat Dezember erst einmal alle guten Vorsätze ad acta oder kannst du hart bleiben und absolute Willenskraft beweisen?
Mich interessiert dein Standpunkt zum Thema “Zeit” und wie du sie am besten und effektivsten nutzt.

Kommentare (3)
    Regina 23. Dezember 2014

    bei mir war das zeitproblem genau das gleiche letzte woche! ich habe exakt NULL mal trainiert unter der woche. aber ich hatte auch eine ausrede – am sonntag ein 13km-lauf und davon hab ich mich dann erholt und bin sonntag wieder in die laufschuhe geschlüpft. zur weihnachtszeit muss man auch einfach mal seine freunde treffen…

      Hi Regina! Das sehe ich genauso, zwar hat man ein schlechtes Gewissen, weil kein Lauf, dafür ist aber Weihnachten auch nur einmal im Jahr!
      Tolle Sache der 13 km Lauf. Wie hast du abgeschnitten?